03.07.2010

Dankesrede

Liebe Mitbürgerinnen und –bürger, ich begrüße sie an diesem schweren Tag hier bei Phönix, dem Sender ihrer Wahl. Ich befinde mich im Studio 666 der Hauptstadt, von wo aus diese Rede natürlich live ausgestrahlt wird. Mein Name tut nichts zur Sache, den könnten sich die meisten Zuschauer vermutlich eh nicht merken. sich die Namen von Politikern zu merken ist ja nicht gerade eine Stärke der Deutschen, zumindest nicht solange bis die Koalition Fußball im Parlament spielt und unangebrachterweise mehr Geld verdient als sowieso schon, und das für etwas so banales wie einem Ballspiel. 
Nun, wie auch immer, mein Arbeitsplatz ist der Bundestag. Ich bin ihr Minister der sozialen Ungerechtigkeit. Haben sie noch nicht gehört? Macht nichts, als durchschnittlicher Bundesbürger ist das keine Schande. Ich habe mich aus diesem Anlass extra aus der sozialen Inkompetenz einfliegen lassen um mich exklusiv bei 2 Gruppen der Bevölkerung zu bedanken. Meine Identität wird wohl auch weiterhin geheim bleiben, da Phönix vom gemeinen Arbeiter eh ignoriert wird. Bei der Fußball-WM sowieso.
Ich werde meine Dankesrede so kurz wie möglich halten, ich möchte niemanden mit zu vielen Buchstaben überfordern. Der evolutionäre Rückschritt in unserer Grammatik darf auf keinen Fall gefährdet werden, er kommt mir bei meiner Arbeit ja zugute.
Meine erste Danksagung gilt den Reichen und Mächtigen, nicht nur im Inland, natürlich auch die ausländischen Kollegen dürfen sich geherzt fühlen. Ohne die Hilfe all dieser Banker, Manager und Konzern-Bosse wäre mein Ziel, die soziale Ungerechtigkeit, kaum durchführbar gewesen. Ohne die von ihnen weltweit verursachten Finanzkrise, die schier endlose Gier nach Geld und dem Engagement auch über sowieso schon halb verhungerte Leichen zu gehen, hätte ich bei der Kanzlerin niemals die sozialen Kürzungen im Zuge der neuen Sparpolitik durchbekommen. Am Ende hätte man uns Wohlhabenden noch das hart ergaunerte Geld aus der Tasche gezogen. Um das zu verhindern wurde ich ja ins Amt gewählt.
Auch wenn sie es jetzt vielleicht nicht glauben können, aber es war harte Arbeit Angie von der Streichung des Elterngeldes zu überzeugen. Nicht weil sie eine Frau ist, ganz sicher ist das ja noch immer nicht geklärt, aber selbst ein CDU-Parteimitglied hat manchmal Skrupel. Da ist die CSU eindeutig im Vorteil.
Bedanken muss ich mich auch bei den privaten Sendeanstalten, die alles dafür tun den Pöbel auch weiterhin mit Magersüchtigen und schlechten, homosexuellen Sängern abzulenken. Die Werte, die dabei vermittelt werden kommen der Regierung natürlich extrem zu Gute, da Intelligenz beim normalen Bürger inzwischen als unerheblich eingestuft wird. Natürlich habe ich dafür gesorgt, dass die öffentlich-rechtlichen Sender damit beginnen eine ähnliche Unterhaltungspolitik zu verfolgen. Lena Meyer-Landrut, eine 43jährige Ex-KGB-Agentin die ich eigens für diesen Zweck angeheuert und ausgebildet habe, hat in Zusammenarbeit mit dem Hohepriester der deutschen Illuminaten, Stefan Raab, angefangen besagte Sender zu infiltrieren und die GEZ umzuorganisieren . Bis heute merkte keiner, dass Meyer-Landruth eigentlich kein Englisch spricht.
In Zukunft werde ich mit eisernem Willen auch weiterhin dafür Sorge tragen, dass aus der Bundesrepublik Deutschland in nicht allzuferner Zukunft die United States Of New America werden. In diesem Zusammenhang möchte ich auch mein nächstes Projekt bekanntgeben. Da die Integration von Ausländern unserer Sache natürlich nicht wirklich dienlich ist, und sich die meisten Unintegrierten sowieso einen Dreck um eben diese Integration scheren, werde ich die Regierung dazu veranlassen im Gesetz zu verankern, dass jeder Deutsche Sonntags ein Schwein mit angetackertem Schafspelz schächten muss, um hinterher das Blut mit einer Ausgabe des Korans aufzuwischen. Da sich der gemeine Deutsche sowieso nur von ungekennzeichnetem Rindfleisch aus Klärwerkschlack ernährt sollte dies also kein großes Problem darstellen. Umso mehr Hass und Unverständnis gegenüber Fremden und andersartiger Randgruppen gesät wird, umso desinteressierter wirkt das Volk auf Politik und andere wichtige Bereiche in der Gesellschaft.
Selbstverständlich wird es auch weiterhin kein Geld für das Bildungssystem geben, das wäre kontraproduktiv.
Doch komme ich nun zur zweiten Gruppe, der ich zu grenzenlosem Dank verpflichtet bin:
Liebe sozial Geschwächten, liebe Manipulierten, liebe Models und natürlich auch alle anderen, die völlig frustriert am Rande der Existenz vor sich hindümpeln müssen (Studenten, Sozialpädagogen und so ziemlich jeder der einen sozialen Beruf ausübt.). Ohne eure Resignation hätte ich das alles nie erreichen können. Euch das Elterngeld zu streichen war natürlich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wer sich Gedanken macht, ob sein Kind morgen genug Dosenravioli auf dem Sperrmülltisch stehen hat, der macht sich natürlich keinen Kopf um den Staatshaushalt oder um die Korruptheit der Regierung.
Mir machen natürlich die sinkenden Arbeitslosenzahlen große Sorgen, da man einem normalen Arbeiter somit keine Existenzangst einjagen kann. Nur gut, dass wir dabei sind das Arbeitsrecht dementsprechend zu überarbeiten. Denn ein Arbeiter, der keine Angst hat seinen Job zu verlieren ist wenig wert für die Ziele der Mächtigen.
Ich möchte mich auch ganz herzlich bei den abermillionen Fußballfans in diesem Lande bedanken, die bei Deutschlandspielen Public-Viewing-Plätze in Scharen aufsuchten. Ihr habt mir erst eine Heidenangst eingejagt. Diese Massen in Berlin so gebündelt zu sehen kann einen Politiker aus dem Konzept bringen. Wenn sich eben diese Massen aufgrund der  Kürzungen bei Hartz-IV so mobilisiert hätten, mein ganzer Plan wäre gekippt, denn keiner kann eine Million Menschen aufhalten! Keine Polizei und schon gar keine deutsche Bundeswehr (die ja im Grunde auch so kaum noch existent ist). Mit Sicherheit hätte sich die Kanzlerin dem Mob gebeugt, denn mit einem starken Rückgrat ist die Gute ja nicht wirklich gesegnet, das verrät schon ihr Gang.
Ich bedanke mich also im Grunde bei allen die resignieren! Bei allen die es sowieso immer trifft. Ihr seid meine besten Pferde im Stall. Geld geb´ ich euch natürlich nicht zur Belohnung,  damit könntet ihr sowieso nichts anfangen, gesehen habt ihr schon seit Ewigkeiten keins mehr. Aber mein Dank, der wird euch gewiss sein. Vor allem wenn ich in ein paar Jahren in meinen unethisch hochbezahlten Ruhestand gehe. In den vereinigten Staaten von Amerika 2 werde ich den sicher nicht verbringen, wer macht verbringt schon seinen Ruhestand in der dritten Welt?
Nun, damit bin ich am Ende meiner Ausführungen. Ich bitte davon abzusehen mir Fragen zu stellen, die Antworten wären sowieso gelogen. Sie verstehen sicher, dass ich meine kreative Energie auf wichtigere Angelegenheiten ausrichten muss. Außerdem habe ich noch  Termine bei feierlichen Kindertagesstättenschließungen, da gibt es immer Sekt und auch ein schneidiger Mann wie ich muss mal ausspannen.
Guten Tag.